Rotwild, Altai-Maral, Sikawild, Damwild und Axiswild

Das Establishment des Wildparks

Was wäre ein Wildgehege ohne Hirsche?!
Im Wildpark Pforzheim sind gleich acht Vertreter dieser Charaktertiere der nördlichen Hemisphäre zu entdecken, darunter fünf Formen der eigentlichen Echthirsche. Seit der Verdrängung von Auerochse, Wisent, Elch und Braunbär hält sich das Rotwild als letztes großes Wildtier in Deutschland.

Der „König der Wälder“ wird vom Menschen heute tatsächlich auf den besagten Lebensraum zurückgedrängt. Doch kann sich ein Tier mit einem solch ausladenden Geweih elegant zwischen den Baumstämmen hindurchschlängeln? Rotwild trat ehemals vielmehr in lichten Landschaften auf, bei uns vor allem in den Auen. Dort fand es auch die von ihm so geliebten Schlammbadestellen vor.

Zur Brunft im Oktober schallt auch durch den Wildpark das legendäre Röhren der Rothirsche. Zwischen ungefähr gleich starken Exemplaren kommt es zum Kampf um den Titel des Platzhirschs. Sie verhakeln ihre Geweihe ineinander und versuchen den Kontrahenten vom Feld zu schieben. Ein etwaiges Revier wird dabei nicht verteidigt, sondern ausschließlich eine möglichst große Gruppe von Weibchen.

Von der Politik wurden in Deutschland bestimmte Rotwildgebiete auserkoren (bei uns z .B. Teile des Nordschwarzwalds). Treten die Tiere woanders auf, sind sie abzuschießen, weil sie einen zu großen Schaden im Forst anrichten. Beispielsweise schält das Rotwild im Winter gerne die Rinde von den Bäumen ab. Problematischerweise missachtet die Regelung den ausgeprägten Wandertrieb der Art. Somit verbringt dieses stolze Tier bei uns ein heimliches und unnatürliches Leben in abgeschiedenen Bergwäldern, und ist dabei oftmals auch noch auf Wildfütterungen angewiesen.

Der Altai-Maral stellt die sibirische Unterart unseres Rotwilds dar. Beide Formen könnten also fruchtbare Nachkommen miteinander zeugen. Die Unterschiede sind allerdings im wahrsten Wortsinne groß, denn der Maral erreicht schon bald die Ausmaße eines Elchs. Marale tragen die kapitalsten Geweihe der Welt. Von allen Tieren des Wildparks ist dieses am seltensten in Tiergärten zu sehen.

Im Nachbargehege trifft man mit dem Sikawild ein eher kleinwüchsiges Mitglied dieser Familie an. Typisch sind seine Pfeifgeräusche, die man noch am anderen Ende des Wildparks hört. Ursprünglich in China und Japan beheimatet, wurde die Art ansatzweise auch im klimatisch ähnlichen Mitteleuropa eingebürgert. In Deutschland kommen Sikas an fünf Stellen vor (unter anderem im Südschwarzwald).

Mit rund 80.000 Tieren fest bei uns etabliert ist dagegen das vorderasiatische Damwild. Bis zur letzten Eiszeit war es noch Bestandteil der europäischen Tierwelt. Momentan befindet sich die Art mit dem markanten Schaufelgeweih der Männchen sogar auf dem Weg zum landwirtschaftlichen Nutztier. Es sind bereits mehrere Farbschläge gezüchtet worden. Das Damwild des Wildparks gehört vorwiegend der schwarzen Spielart an.

Das Fell des Axiswilds ist besonders lebhaft gefleckt. Da diese tropischen Tiere keine Jahreszeiten kennen, richten sie sich bezüglich der Fortpflanzung nicht nach einem Kalender, so dass Jungtiere auch im Winter zur Welt kommen können. Mit einer Heizung in einem weitestgehend geschlossenen Stall macht man ihnen das Leben leichter. Wenigstens braucht das Axiswild des Wildparks anders als in seiner indischen Heimat weder Tiger noch Krokodile zu fürchten.

Schon gewusst?

Hirsche werfen ihren Kopfschmuck einmal im Jahr ab und beginnen sofort danach mit dem erneuten Aufbau. Während des Wachstums bleibt die Knochensubstanz unter einem schützenden Bast verborgen. Zum Schluss scheint dieser Bast unendlich zu jucken und wird wie wild an Bäumen abgefegt. Man fragt sich, warum die Natur den Körper jedes Jahr wieder mit diesem Aufwand belastet. Andererseits leisten die Weibchen das Gleiche, wenn sich im Bauch das Skelett des Jungtiers entwickelt.