Luchs... comeback des Pinselohrs

Mit seinen hohen Beinen, pinselartigen Ohrbüscheln, Backenbart und dem merkwürdig kurzen Schwanz ist der Luchs eine unverwechselbare Erscheinung. Das gefleckte Fell verleiht ihm auf dem laubreichen Waldboden eine perfekte Tarnung. Tatsächlich lebt der Luchs sehr an den Wald gebunden. Als Domizil wählt er sich am liebsten eine Felsgruppe aus, um die herum der strikte Einzelgänger sein bis zu 150 qkm großes Revier aufbaut.

 

Der Wald bietet dem Luchs eine ausgezeichnete Deckung für seine nächtlichen Überraschungsangriffe. Anders als hundeartige Raubtiere hetzt er seiner potentiellen Beute nicht hinterher. Er wartet an vielversprechenden Stellen oder pirscht sich gezielt heran, um aus dem Hinterhalt zum Sprung anzusetzen. Wenn nötig, lässt er sich allenfalls auf einen Kurzsprint von 20 Metern ein. Bei Schneelage haben Luchse die größten Erfolge, denn mit den „Schneeschuhen“ versinken sie im Gegensatz zu Rehen kaum in den Schnee. Das Opfer wird mit einem gezielten Biss in die Kehle getötet. Luchsrisse erkennt man immer an der „sauberen“ Bearbeitung. Größere Beute wird versteckt und einige Tage lang als Vorrat gehalten. Pro Jahr benötigt ein Luchs ca. 60 Rehe.

Im März und Anfang April kommen die Luchse in die „Ranz“. Während dieser Paarungszeit bleiben zwei Geschlechtspartner für mehrere Tage zusammen. Wenn ab Ende Mai der Nachwuchs zur Welt kommt, lebt die Luchsin aber längst wieder allein. Sobald die Jungen ihr folgen können, werden sie auf die Jagd mitgenommen. Bis zur nächsten Ranzzeit müssen sie einigermaßen selbständig geworden sein und allmählich das Mutterrevier verlassen. Auf der Suche nach einem eigenen Gebiet lauern viele Gefahren. Letztendlich wird nicht einmal jeder zweite Luchs erwachsen.

 

In Deutschland waren die drei großen Beutegreifer (Braunbär, Wolf, Luchs) bekanntlich als Konkurrenten des Menschen betrachtet und deswegen von ihm ausgerottet worden. In einigen Gegenden (z.B. Bayerischer Wald, Harz) streift immerhin der Luchs wieder umher. Auch in Baden-Württemberg, im Schwarzwald und im Bereich der südlichen Schwäbischen Alb, werden immer wieder Einzeltiere festgestellt, die wohl aus dem Schweizer Jura zuwanderten. Ob der Luchs im Schwarzwald planmäßig angesiedelt werden soll, steht noch zur Diskussion. Vor allem Jäger und Landwirte stehen einer Wiederansiedlung eher kritisch gegenüber. Sollte der Luchs nachweislich Schafe und Kälber reißen, müssten die betroffenen Landwirte aus einem Ausgleichsfonds entschädigt werden. Für Menschen ist der Luchs in freier Natur absolut ungefährlich.

 

Schon gewusst?

Die Luchse lebten im Wildpark nicht immer schon in einem weiträumigen Gehege. Mitleid musste man früher aber nicht unbedingt mit ihnen haben. Tieren kommt es weniger auf die absolute Größe, als auf die Einrichtung ihrer Anlage an. Aussichtsplätze, Ruhebereiche, Sichtschutz vor Besuchern und Artgenossen, Bademöglichkeit, Klettervorrichtungen, Gegenstände zum Markieren des Reviers – danach bemisst sich die Qualität eines Geheges. Immer samstags, sonntags und an Feiertagen um 14 Uhr zeigen sich die Luchse bei der Schaufütterung von ihrer sportlichen Seite. Dann wird geklettert, gehechtet und gesprungen um an Beute zu kommen.