Die Mongolen kommen!

Wie kaum eine andere Tiergruppe gehören Pferde in die weite, offene Landschaft. Wenn Raum und Zeit ihre Bedeutung verlieren, dann sind sie in ihrem Element. Benannt ist das Przewalski-Pferd nach dem russischen Forschungsreisenden Oberst Nikolai Przewalski, der 1878 von seinen Reisen nach Zentralasien einen Schädel und ein Fell nach Moskau mitbrachte, wodurch die Art der Wissenschaft bekannt wurde.
Lange zuvor waren freilich schon zahlreiche Hauspferdrassen aus diesem Tier entstanden. Übrigens soll es bis vor 200 Jahren eine europäische Unterart des Przewalski-Pferdes gegeben haben, den Waldtarpan.

Die Pferde organisieren sich ganzjährig in Haremsgruppen, welche sich aus einem erwachsenen Männchen und zumeist drei bis vier Weibchen sowie deren Nachwuchs zusammensetzen. Unter den Gruppenmitgliedern besteht eine feste Hierarchie. Die Führung wird von der ranghöchsten Stute übernommen, während der Hengst als eigentlicher Chef die sichernde Nachhut bildet. Wie auch im Wildpark oft zu beobachten ist, erheben die Tiere bei Auseinandersetzungen ihr Hinterteil und schlagen mit den Hufen zu.

Mitte des letzten Jahrhunderts wurden kaum noch verlässliche Sichtungen von wildlebenden Przewalski-Pferden gemeldet. Gehegetiere waren zum Glück noch vorhanden. 1960 richtete man deswegen für diese Art eines der ersten internationalen Zuchtbücher ein, mit dessen Hilfe eine planmäßige Erhaltungszucht in Gang kam. Von der mongolischen Bevölkerung begeistert empfangen, trafen 1992 die ersten 16 Pferde (sogenannte Mehlnasen) in ihrer angestammten Heimat ein, um sich artgemäß den Steppenwind um die Nase wehen zu lassen. Jetzt gilt es nur noch, eine Vermischung mit freilebenden Hauspferden zu verhindern.

Für Hauspferde sind gar extreme Beispiele vorhanden. Auf der einen Seite wäre da das muskelbepackte Arbeitspferd in Form des Ardenner Kaltblüters. Die Rasse entstand im gleichnamigen französisch-belgischen Landstrich. „Kaltblüter“ nennt man die schweren Pferde nicht etwa, weil sie eine niedrige Körpertemperatur hätten, sondern wegen ihres ausgeglichenen Gemüts. Gerade deshalb eigneten sie sich vor dem Zeitalter der Mechanisierung so sehr als Helfer in der Landwirtschaft. Noch heute werden Kaltblüter bei der Holzabfuhr in steilem oder matschigem Gelände eingesetzt. Auch die beiden Exemplare des Wildparks haben eine Karriere im Forst hinter sich. Von 2004 bis 2010 zogen sie einen Pferdewagen durch den Park. Nach dem Tot eines Pferdes wurde der Pferdewagenbetrieb auch aus Sicherheitsgründen eingestellt. Der verbliebene Kaltblüter genießt jetzt sein Rentendasein in einem Pferdehof im Stromberg.

Fast am anderen Ende der Skala steht das Shetland-Pony. Diese kleine Rasse von den schottischen Shetland-Inseln hat es zu weltweiter Bedeutung gebracht. Für Kinder könnte kein Pferd zum Reiten und Fahren geeigneter sein. Auch wenn das Shetland-Pony nach wie vor als Inbegriff für ein zwergenhaftes Pferd gilt, wird seine Körpergröße vom Minipony locker unterboten. Eine solch skurrile Züchtung hat keinen praktischen Nutzen, versetzt aber jeden Betrachter in ungläubiges Staunen.

Schon gewusst?

Pferde sind mit den Nashörnern und den Tapiren verwandt. Diese Gruppe der Unpaarhufer war vor Jahrmillionen sehr erfolgreich auf der Welt vertreten. Bis heute haben jedoch nur vereinzelte Arten überlebt. Im Laufe der Evolutionsgeschichte hatte sich die Ordnung der Paarhufer, wozu alle übrigen Huftiere zählen, als konkurrenzstärker erwiesen.