Ohne Ziegen kein Wildpark

Ziegen hatten in Deutschland immer einen schweren Stand. Die Landwirtschaft konzentriert(e) sich mehr auf die umgänglicheren Rinder und Schafe. Anders sieht es aus, wenn das Gelände zu steil wird, wie etwa in den Alpenländern. Dort entstand eine Vielzahl von Rassen, die alle auf die wilde Bezoarziege zurückgehen, welche ursprünglich von Vorderasien bis Griechenland verbreitet war.

Jeder Ziegenhalter wird früher oder später von der Raffinesse und Dreistigkeit seiner Tiere überrascht. Mit ungeahnter Leichtigkeit überwinden sie Hindernisse, klettern selbst auf Bäume, und sind stets auf der Suche nach der schwächsten Stelle im Zaun. Da Ziegen bevorzugt Laub fressen, richten sie in Gärten und Wäldern erhebliche Schäden an. Die weiträumige Verödung der mediterranen Landschaften wird der zu intensiven Ziegenhaltung angelastet. Das Sprichwort „den Bock zum Gärtner machen“ hat also einen wahren Hintergrund. Wenn die Ziegen sich beim Kampf um das Futter schonungslos gegenseitig beiseite schubsen, ahnt der Wildparkbesucher auch, woher Ausdrücke wie „bockig“ und „zickig“ kommen müssen.

Die Afrikanische Zwergziege stellt überall auf dem schwarzen Kontinent die „Kuh des kleinen Mannes“ dar. Ihre Kleinwüchsigkeit ist als Anpassung an die dort überwiegend suboptimalen Weidebedingungen anzusehen. In Europa hält man sie zu Liebhaberzwecken. Zwergziegen lassen sich bereitwillig streicheln und sorgen so oft genug für das größte Erlebnis beim Besuch des Wildparks. Nicht umsonst fehlen sie in keinem Tierpark. Trotz ihrer Herkunft zeigen sich Zwergziegen winterhart; nur bekommen sie ihre Zicklein oft zur ungünstigsten Zeit im Januar.

Eher nicht zum Knuddeln, sondern als Beispiel für eine bedrohte Haustierrasse dient im Wildpark die Walliser Ziege. Dieses Tier wurde seit jeher im Schweizer Kanton Wallis rund um das Matterhorn gehalten. Die “Gletschergeiß”, wie sie auch genannt wird, trägt ein unverwechselbares Haarkleid: Lange Zotteln fallen am Körper herunter, rigoros getrennt in den schwarzen Vorder- und den weißen Hinterteil. Dank dieser Farbgebung können die Hirten ihre Ziegen schnell wieder finden, egal ob Schnee liegt oder nicht.

Schon gewusst?

Haustiere bilden einen Schwerpunkt im Wildpark Pforzheim. Sie stellen ein Kulturgut dar, ohne das die Menschheit sich kaum hätte entwickeln können. Indem er sich Haustiere schuf, konnte der Mensch erst sesshaft werden. Nur eine Handvoll Tierarten eignete sich dafür. Erfolgsversprechende Kriterien waren: Hohe Anpassungsfähigkeit, kein revierbildendes Verhalten, kein kompliziertes Paarungszeremoniell, und eine Lebensweise in Rangordnung, so dass der Halter als Anführer akzeptiert wird.